"Die Streuobstwiesen in Zeiten des Klimawandels" - Internationale Streuobst-Tagung
Der Klimawandel hat auch auf die Streuobstwiesen massive Auswirkungen. Lange Trockenphasen, warme Winter und ein vermehrtes Auftreten von Spätfrösten machen selbst den robusten Sorten der Streuobstwiesen zu schaffen. Im Rahmen der Tagung haben wir folgende Fragen gestellt, um gemeinsam über mögliche Lösungsansätze zu diskutieren:
- Welche klimatischen Bedingungen sind in Zukunft zu erwarten und welche Herausforderungen bringen sie für den Streuobstbau in den unterschiedlichen Regionen?
- Welche Krankheiten und Schädlinge treten klimawandelbedingt vermehrt auf und was kann dagegen unternommen werden (auch vorbeugend)?
- Welche Maßnahmen und Anpassungsstrategien sind vielversprechend und wie sehen die Streuobstwiesen der Zukunft aus?
Kurze Zusammenfassung und Tagungsbeiträge
Wir freuen uns über das rege Interesse an der Streuobst-Tagung und über die vielen Anregungen, interessanten Gespräche und geknüpften Kontakte für zukünftigen Austausch! Am Donnerstag, 12. September, haben die Referentinnen und Referenten ihren aktuellen Stand der Forschung präsentiert, auf Herausforderungen hingewiesen und mögliche Lösungswege skizziert. Dazu gab es viel Platz für Diskussionen und Austausch. Auf der feierlichen Streuobst-Gala am Abend wurde die Bedeutung dieses Themas noch einmal betont und unter anderem auch die Gewinner*innen des Wettbewerbs für besondere innovative Streuobst-Produkte oder Vermarktungsideen präsentiert. Am Freitag Vormittag wurden auf einem Vernetzungstreffen aktuelle Herausforderungen angesprochen und gemeinsam diskutiert und auf einer Exkursion Produzenten und Sortenerhalter im südburgenländischen Hügelland besucht.
Wir danken allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern und hoffen, dass wir weiter in Kontakt bleiben! Nur gemeinsam meistern wir die Herausforderung des Klimawandels und erhalten die Streuobstwiesen als wertvolle Kulturlandschaften und Hotspots der Biodiversität!
Für die Förderung dieser Tagung durch das Land Burgenland und die Europäische Union bedanken wir uns herzlich!
Wir denken, dass die Tagungsbeiträge recht eindrucksvoll die aktuellen Themenfelder der Streuobstwiesen in Zeiten des Klimawandels veranschaulicht haben. Der Klimawandel ist längst messbar und die Bedingungen werden sich in naher Zukunft weiter verändern. Die größten Risiken sind hier neben der generellen Erwärmung und den damit verbundenen Herausforderungen für unsere Streuobstsorten häufigere und längere Extremwetterereinisse (längere Dürreperioden, Starkregen) und der frühere Beginn der Vegetationsperiode. Dies wurde auch anhand Messungen und Erfahrungsberichten in österreichischen und bayerischen Modellregionen gezeigt. Auch Krankheiten und Schädlingsbefall können durch den Klimawandel verstärkt auftreten! Einige der präsentierten Projekte stehen kurz vor dem Abschluss, hier dürfen Ende des Jahres spannende Einblicke und Ergebnisse erwartet werden.
Wichtige Strategien und Anpassungsmaßnahmen sind vor allem eine breit aufgestellte Bewirtschaftung zur Förderung der Vielfalt in den Streuobstwiesen und ein Experimentieren mit neuen Ideen oder "alten" Tricks. Einige mögliche Lösungsvorschläge für die aktuellen Herausforderungen müssen nicht neu erfunden sondern nur neu entdeckt werden! Maßnahmen zum Wasserrückhalt und zur Nährstoffversorgung sind enorm wichtig, kräftige und gesunde Bäume halten widrige Bedingungen viel besser aus während geschwächte und unterversorgte Bäume leichter durch Unwetter oder Schwächeparasiten Schaden nehmen können. Eine sorgfältige und durchdachte Pflege wird zur Voraussetzung der erfolgreichen Bewirtschaftung, die mit dem Klimawandel einhergehenden extremeren Bedingungen sind unverzeihlicher auch gegenüber kleineren Fehlern, beispielsweise können falsche Schnittmaßnahmen den schwarzen Rindenbrand fördern oder die Bäume gegenüber extremen Wetterereignissen schwächen. Interessant ist hier auch, welche Sorten im Vergleich zu anderen Sorten mit den Herausforderungen des Klimawandels besser zurechtkommen. Diese Sorten müssen gefunden, beschrieben, auf mehreren unterschiedlichen Standorten getestet und vermehrt werden. Neben wissenschaftlichen Studien und Projekten könnte hier auch der Citizen-Science Ansatz schnell größere Datenmengen liefern. Zu einigen Schwerpunkt-Themen wie der Nutzung des Unterwuchses, Wassser- und Nährstoffrückhalt oder robusten Sorten soll es demnächst weiteren Austausch (Treffen, Workshops, Arbeitsgrupen) geben.
Hier nun die Präsentationen der Referentinnen und Referenten als PDFs zum Nachlesen (die fehlenden Beiträge werden in den nächsten Tagen folgen):
Begrüßung und Eröffnung
Wolfgang Eder, Bürgermeister Burgauberg-Neudauberg
Andreas Grandits, Obmann Verein Wieseninitiative
DI Rainer Silber, Obmann ARGE Streuobst Österreich
Grußwort LH-Stellvertreterin Mag.a Astrid Eisenkopf
Programmpunkt "Probleme und Herausforderungen durch den Klimawandel"
Welche Veränderungen von Temperatur und Niederschlag wurden bereits in den letzten Jahren beobachtet und welche Veränderungen werden für die nahe Zukunft in verschiedenen Regionen prognostiziert? Welche Regionen sind für Streuobstbau in Zukunft kaum mehr geeignet, welche Regionen werden profitieren? Welche Krankheiten und Schädlinge treten klimawandelbedingt vermehrt auf und was kann man dagegen tun?
Der Klimawandel im Südosten Österreichs – gemessene Veränderungen und Prognosen
Dr. Alexander Podesser, Vorhersagedient der Geosphere Austria (ZAMG), Graz
DI Christian Holler, Ingenieurbüro für Kulturtechnik & Wasserwirtschaft, Güssing
An dieser Stelle auch interessant ist der Endbericht des StartClim Projekts zu den Perspektiven für den Streuobstbau im Klimawandel.
Rebekka Honecker MSc, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Klimabedingte Schädlinge und Krankheiten (PDF)
Mag. Claudia Freiding, Landwirtschaftskammer Steiermark, Graz
Schwarzer Rindenbrand an Kernobst – eine Bedrohung für Streuobstwiesen (PDF)
Dr. Jan Hinrichs-Berger, Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg
Pogrammpunkt "Strategien und Anpassungsmaßnahmen"
Wie lässt sich die traditionelle Streuobstwiese klimafitter machen? Welche Sorten sind so robust, dass man sie für die Auspflanzung weiterhin empfehlen kann? Wie kann eine klimaresiliente Bewirtschaftung im Streuobstbau aussehen?
Maßnahmen zur Erhaltung der Streuobstwiesen im Südburgenland (PDF)
Jan Oestmann MSc, Verein Wieseninitiative
Streuobstbau im Klimawandel: Ein Leitfaden und Erfahrungsberichte (PDF)
Dr.in DI Elisabeth Arming, Arche Noah Schiltern
Wie kann der Streuobstbau den Herausforderungen der Klimaerwärmung begegnen? (PDF)
Dr. DI Andreas Spornberger, Universität für Bodenkultur Wien
Stand der Streuobstwiesen in Slowenien: Sorten im Licht des Klimawandels (PDF)
Dr. Gregor Osterc, Universität Ljubljana & Janez Gačnik, Obmann der Obstvereine Sloweniens
Klimaresiliente Bewirtschaftung im Streuobstbau – „Werkzeugkästen“ für Praktiker:innen (PDF)
Dr.-Ing. Janet Maringer, Flächenagentur Baden-Württemberg
Resistente Unterlagen als Strategie gegen Birnenverfall (PDF)
DI Karin Silhavy-Richter und Dr.in Monika Riedle-Bauer (Höhere Bundeslehranstalt und Bundesamt für
Wein- und Obstbau, Klosterneuburg)
Programmpunkt "Kooperationen und Vernetzung" (Freitag Vormittag)
Hier geht es darum, bestehende Kooperationen zu präsentieren und weitere Vernetzungsmöglich-keiten auszuloten: An welche gemeinsamen Erfahrungen kann angeknüpft werden? Welche gemeinsamen Themen könnten weiterbearbeitet werden? In welchen Bereichen wird Unterstützung gewünscht? Besteht Interesse an transnationalen Projekten?
Orchard's connectivity – possibilities for enhancing orchard meadow habitats in the border region (PDF)
Dániel Nagy, Őrség National Park
Mag. Leopold Feichtinger, Biohof Echt Kraß/Slow Food Kärnten
Aktivitäten im Projekt Obst-Monitoring (PDF)
Dr.in DI Elisabeth Arming, Arche Noah Schiltern
Netzwerk der IG Baumwarte in Kärnten - Mindmap (PDF)
Mag. Stefan Wiltschnig
Exkursion (Freitag Nachmittag)
Zum Abschluss der Tagung führte eine Exkursion zu drei Stationen, die einen aktiven Beitrag für die Erhaltung des traditionellen Streuobstbaus und seine Weiterentwicklung in die Zukunft leisten. Einen wichtigen Stellenwert hat dabei die wirtschaftliche Nutzung des Streuobstes – wie in der Essigmanufaktur und Brennerei Hirmann. Im OBSTPARADIES wird an der Bewahrung der Sortenvielfalt und Sicherung des Genreservoirs gearbeitet. Auf einem Bioweingut hat die Zukunft der Streuobstwiesen mit einem Olivenhain auf bereits begonnen.
Essigmanufaktur und Brennerei Hirmann
Die Essigmanufaktur und Brennerei Hirmann ist ein alteingesessener und vielfach prämierter Familienbetrieb. Die Früchte der alten Obstbäume auf den traditionell bewirtschafteten Streuobstwiesen werden zu kräftigem Most, bekömmlichem Essig und wohlschmeckenden Edelbränden verarbeitet.
Das OBSTPARADIES ist ein Obst-Sortenerhaltungsprojekt mit einem zentralen Garten in Neuhaus am Klausenbach. Hier wachsen auf einer Fläche von 1,6 ha 158 Apfel-, 52 Birnen-, 34 Kirschen- und weitere 24 Steinobstsorten. Mit diesem Umfang gehört die Sortensammlung zu den größten Sortenerhaltungsgärten in Österreich und ist mit europäischen Obstgenbanken erfolgreich vernetzt.
Die Familie Oberkofler bewirtschaftet 3,5 ha Weingärten, dazu noch junge Olivenhaine mit 400 Bäumen, Streuobstwiesen, Gestrüpp und Wald.